Psychoanalyse – eine Praxis des Sprechens

„Die Aufklärung über die Herkunft der […] Angst verdanke ich einem dreijährigen Knaben, den ich einmal aus einem dunklen Zimmer bitten hörte: »Tante, sprich mit mir; ich fürchte mich, weil es so dunkel ist.« Die Tante rief ihn an: »Was hast du denn davon? Du siehst mich ja nicht.« »Das macht nichts«, antwortete das Kind, »wenn jemand spricht, wird es hell.«“

Freud, 1905, GW V, S. 126

Warum Psychoanalyse? Eine Antwort in 10 Punkten …

Psychoanalyse hilft, Angst und Depressionen zu überwinden. Psychoanalyse ermöglicht es, sich aus quälenden Ängsten in sozialen Situationen zu befreien. Durch Psychoanalyse können Sie die Qualität Ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen verbessern. In einer Psychoanalyse können Sie sich selbst in einer einzigartigen, intensiven Weise kennen lernen. Durch eine Psychoanalyse können Sie neue Möglichkeiten finden, intensive Liebe, Nähe und Anteilnahme in Beziehungen zu erleben. Eine Psychoanalyse kann Ihnen helfen, Ihr kreatives Potenzial zu entfalten. Psychoanalyse ist eine Möglichkeit, sich von Problemen zu befreien, die sich in Ihrem Leben eins ums andere Mal wiederholen, ohne dass Sie bisher verstehen konnten, wie es immer wieder dazu kommt. Eine Psychoanalyse hilft, Ihre Fähigkeit zu konzentriertem und erfolgreichem Arbeiten zu steigern. Eine psychoanalytische Therapie kann Ihnen helfen, psychosomatische Erkrankungen zu überwinden und Ihre körperliche Gesundheit zu verbessern. Psychoanalyse ist die Chance, in einer vertrauensvollen, sicheren und professionellen Beziehung über die persönlichsten Dinge zu sprechen.

Was ist Psychotherapie?

Was genau Psychotherapie ist, hat 1978 der Wiener Psychotherapeut Hans Strotzka in einer bis heute gültigen Definition so ausgedrückt: „Psychotherapie ist ein bewusster und geplanter interaktioneller Prozeß zur Beeinflussung von Verhaltensstörungen und Leidenszuständen, die in einem Konsensus (möglichst zwischen Patient, Therapeut und Bezugsgruppe) für behandlungsbedürftig gehalten werden, mit psychologischen Mitteln (durch Kommunikation) meist verbal aber auch averbal, in Richtung auf ein definiertes, nach Möglichkeit gemeinsam erarbeitetes Ziel (Symptomminimalisierung und/oder Strukturänderung der Persönlichkeit) mittels lehrbarer Techniken auf der Basis einer Theorie des normalen und pathologischen Verhaltens. In der Regel ist dazu eine tragfähige emotionale Bindung notwendig.“ (Strotzka, 1978, S.4)

Psychotherapie – Stützung oder kontrollierte Krise? In der Psychotherapie gibt es eine Reihe unterschiedlicher Vorgehensweisen, also unterschiedlicher therapeutischer Techniken.

Nicht alle Vorgehensweisen und Techniken sind gleich gut und gleich empfehlenswert. Zu den wissenschaftlich und von den Krankenversicherungen anerkannten Therapieverfahren gehören die psychoanalytische Psychotherapie, die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und die verschiedenen Verfahren der Verhaltenstherapie. Unabhängig von dem speziellen Therapieverfahren können zwei Ausrichtungen von Therapie grundsätzlich unterschieden werden: Psychotherapie als Stützung und Psychotherapie als kontrollierte Krise.

Psychotherapie als „Stützung“ oder „Stabilisierung“ wird überall dort eingesetzt, wo Strukturschwächen der Persönlichkeit vorliegen. Das kann z.B. der Fall sein nach seelischen Traumatisierungen, körperlicher Gewalterfahrung, lebensbedrohlicher körperlicher Erkrankung, Erfahrungen von Vernachlässigung in der Kindheit und Jugend und vielen anderen Umständen. Zu den stützenden und stabilisierenden Verfahren gehören viele Entspannungstechniken, das so genannte „skills“-Training, medizinische Hypnose, viele imaginative Verfahren in der Traumatherapie und die supportive Psychotherapie. Psychotherapie als „kontrollierte Krise“ kommt überall da zum Einsatz, wo es um eine umfassendere Änderung von Verhaltensweisen, Erlebensmustern oder Persönlichkeitsaspekten geht. Das ist bei den meisten Störungen der Fall, bei denen anscheinend unlösbare innere Konflikte oder zwischenmenschliche Spannungen eine Rolle spielen. Die Probleme werden hier in der Therapie aktualisiert, um dann gelöst zu werden. Bildlich gesprochen könnte man sagen: Das Eisen muss erst heiß gemacht werden, bevor es umgeschmiedet werden kann. Analytische Psychotherapie und tiefenpsychologisch fundierte Therapie haben meist sowohl stützende und stabilisierende Aspekte und auch Aspekte einer „kontrollierten Krise”.

Psychotherapie als Stützung und Psychotherapie als kontrollierte Krise

Psychotherapie als „Stützung“ oder „Stabilisierung“ wird überall dort eingesetzt, wo Strukturschwächen der Persönlichkeit vorliegen. Das kann z.B. der Fall sein nach seelischen Traumatisierungen, körperlicher Gewalterfahrung, lebensbedrohlicher körperlicher Erkrankung, Erfahrungen von Vernachlässigung in der Kindheit und Jugend und vielen anderen Umständen. Zu den stützenden und stabilisierenden Verfahren gehören viele Entspannungstechniken, das so genannte „skills“-Training, medizinische Hypnose, viele imaginative Verfahren in der Traumatherapie und die supportive Psychotherapie. Psychotherapie als „kontrollierte Krise“ kommt überall da zum Einsatz, wo es um eine umfassendere Änderung von Verhaltensweisen, Erlebensmustern oder Persönlichkeitsaspekten geht. Das ist bei den meisten Störungen der Fall, bei denen anscheinend unlösbare innere Konflikte oder zwischenmenschliche Spannungen eine Rolle spielen. Die Probleme werden hier in der Therapie aktualisiert, um dann gelöst zu werden. Bildlich gesprochen könnte man sagen: Das Eisen muss erst heiß gemacht werden, bevor es umgeschmiedet werden kann. Analytische Psychotherapie und tiefenpsychologisch fundierte Therapie haben meist sowohl stützende und stabilisierende Aspekte und auch Aspekte einer „kontrollierten Krise”.

Analytische Psychotherapie

Analytische Psychotherapie hilft, wenn die Störungen, Beschwerden und Krankheitssymptome in einer umfassenden Weise an innerseelische Konfliktkonstellationen geknüpft sind.

Analytische Psychotherapie wird z.B. dann eingesetzt, wenn Konflikte fest in der Persönlichkeitsstruktur des Patienten verwurzelt sind, oder wenn es sich um eine besonders schwerwiegende oder ausgeprägt chronifizierte Störung handelt. Gelegentlich muss analytische Psychotherapie auch eingesetzt werden, wenn Patienten zu der intensiven, zielstrebigen und entschlossenen Mitarbeit nicht in der Lage sind, die in der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie nötig ist. Das kann zum Beispiel bei Patientinnen oder Patienten der Fall sein, die so genannten „seelischen Traumatisierungen” ausgesetzt waren.

Analytische Psychotherapie strebt eine umfassendere Bearbeitung innerseelischer Konflikte an. Daher wird in der analytischen Psychotherapie auch nicht von Anfang an auf eine bestimmte Themenstellung fokussiert, sondern die Patientin/der Patient wird lediglich mit der Aufforderung konfrontiert, so freimütig wie irgend möglich über alles zu sprechen, was sie oder ihn innerlich beschäftigt. Aus diesen so genannten „freien Assoziationen” entwickelt sich dann eine Abfolge von Themenstellungen, die mit der Zeit immer näher an die entscheidenden inneren Konflikte heranführen. Dieser Prozess des allmählichen sich-heran-Tastens an die „brenzligen” inneren Konfliktherde wird auch als „Regression” bezeichnet. Dieser Prozess ist für Patienten manchmal anstrengend, da sie sich hierbei mit ihren inneren Ängsten, Schamgefühlen oder unangenehmen Affekten wie Wut oder Neid auseinander setzen müssen. 

Analytische Psychotherapie findet typischerweise mehrfach in der Woche statt. In der Regel sind mindestens zwei Sitzungen in der Woche, häufig jedoch drei Sitzungen in der Woche erforderlich. In Ausnahmefällen kann es eine Zeit lang sogar notwendig sein, mehr als drei Sitzungen in der Woche durchzuführen. Auch hier finden die Sitzungen regelmäßig, zu mit dem Therapeuten fest vereinbarten Terminen statt. Vor einer analytischen Psychotherapie stehen üblicherweise einige diagnostische Gespräche, in denen es neben der notwendigen Diagnostik um die Frage geht, ob die Patientin bzw. der Patient zu der spezifischen Arbeitsweise in der analytischen Psychotherapie fähig ist. Diese Arbeitsweise ist vor allem durch die Benutzung der Couch gekennzeichnet. Das heißt, in der analytischen Psychotherapie liegt die Patientin bzw. der Patient typischerweise auf einer Couch oder Liege, während der Psychotherapeut, der Analytiker, ein wenig außerhalb des Gesichtsfelds des Patienten sitzt. Diese ungewöhnliche Gesprächsanordnung erfüllt einen doppelten Zweck: zum einen ermöglicht sie dem Patienten eine relativ gute Entspannung. In dieser entspannten Körperhaltung gelingt es vielen Patienten leichter, auch über Angst erfüllte oder Scham behaftete Themen zu sprechen. Zum anderen erleben es viele Patienten auch als erleichternd, wenn sie nicht immer wieder – und das geschieht ja meist ganz automatisch – am Gesicht des Therapeuten ablesen können, wie dieser ihre Äußerungen aufnimmt und bewertet. Für diese Patienten ist das Liegen auf der Couch häufig mit einem Gefühl der Befreiung verbunden.

Analytische Psychotherapie unterscheidet sich von der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie dadurch, dass der Therapeut insgesamt weniger aktiv, also zurückhaltender ist. Diese Zurückhaltung bedeutet, dass der Therapeut in der analytischen Psychotherapie häufig über längere Zeit eine mehr „beobachtende” Rolle einnimmt. Häufig äußert er sich erst, wenn er über eine gewisse Zeit hinweg genug Beobachtungen gesammelt hat, um diese dem Patienten in einer zusammenfassenden Weise zu präsentieren. Diese Beobachtungen können sich auf Erlebnisse beziehen, von denen der Patient berichtet hat, auf Träume oder Phantasien, an die er sich erinnert, oder auf die Umgehensweise miteinander in den Behandlungssitzungen. Die Beobachtungen, die der Therapeut mitteilt, haben manchmal mehr hinweisenden Charakter („demonstrierende” Interventionen) und manchmal zielen sie mehr darauf ab, bisher nicht erkannte Zusammenhänge zu verdeutlichen („deutende” Interventionen). Dabei ist das Ziel des Psychoanalytikers, mit der Patientin bzw. dem Patienten die tiefsten und innersten Vorstellungen und Grundannahmen zu erforschen, die die Lebenseinstellung und die Persönlichkeitsstruktur eines Patienten oder einer Patientin bestimmen. Häufig handelt es sich dabei um sehr negativ getönte Grundannahmen, z. B.: „Was auch immer ich tue, niemand wird mich je um meiner selbst willen lieben.”

Solche sehr negativ getönte Grundannahmen können Ursache von tiefer Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung oder auch von ständiger Selbstüberforderung sein. In der analytischen Psychotherapie geht es darum, solche negativ getönte Grundannahmen zu erkennen und zu verändern. Dies gelingt häufig nur dadurch, dass diese Grundannahmen auch in der Beziehung zum Analytiker zum Tragen kommen. Das ist oftmals für die Patientin bzw. den Patienten nicht leicht, da dann auch gegenüber dem Analytiker unter Umständen Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, Selbstüberforderung und andere belastende Gefühle erlebt werden. Allerdings bietet dieses intensive nochmalige Erleben der eigenen inneren Nöte – Analytiker sprechen in diesem Zusammenhang auch von „Übertragungsneurose” – eine einzigartige Möglichkeit, sich dauerhaft von der Wirkung solcher Grundannahmen zu befreien. Analytische Psychotherapie erfordert wegen der Intensität des Behandlungsprozesses insgesamt eine höhere Stundenzahl. Typischerweise werden für eine analytische Psychotherapie 160 bis 240 Behandlungsstunden notwendig sein.

Tiefenpsychologische Therapie

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie wird immer dann eingesetzt, wenn Störungen behandelt werden sollen, die in den inneren Konflikten der Patientin bzw. des Patienten verwurzelt sind, die aber gleichzeitig in einer spezifischen und für den Therapeuten klar erkennbaren Weise an aktuelle Umstände geknüpft sind, die diese Störungen und Symptome aktualisieren.

In der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie geht es also nicht darum, einen inneren Konflikt – Psychoanalytiker sprechen in diesem Zusammenhang auch vom „neurotischen Konflikt” – in seiner Gänze zu bearbeiten, sondern nur soweit, wie dieser Konflikt aktuell zu Beschwerden, Krankheitserscheinungen und Symptomen führt. Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist daher immer eine „fokussierte”, auf einen Brennpunkt konzentrierte Therapie, eine Behandlung, in der es von Anfang an um bestimmte Themenstellungen geht, während andere Themen, die zwar vielleicht auch mit Konflikten verbunden sind, die gegenwärtig aber nicht zu Beschwerden und Symptomen führen, außen vor bleiben. Dieser so genannten „Konzentration des Behandlungsprozesses” entspricht es natürlich auch, dass die Zeitdauer für eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie von Anfang an begrenzt sein muss. In manchen Fällen kann eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie als so genannte „Kurzzeittherapie” mit 25 Sitzungen durchgeführt werden, im Normalfall sind jedoch für eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie 50 bis 80 Sitzungen notwendig.

Insgesamt ist es sicherlich so, dass tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie von der Patientin oder dem Patienten eine Fähigkeit zur aktiven, entschlossenen und zielstrebigen Mitarbeit verlangt. Die meisten Patienten sind allerdings zu dieser Mitarbeit fähig und bereit. Die Therapiesitzungen finden bei der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie typischerweise einmal in der Woche statt, in der Regel zu einem feststehenden, mit dem Therapeuten vereinbarten Termin.

Am Anfang einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie stehen üblicherweise einige diagnostische Gespräche, in denen dann auch der Behandlungsfokus festgelegt wird. Ein solcher Behandlungsfokus kann beispielsweise darin bestehen, den Zusammenhang zwischen körperlichen Beschwerden (z. B. Bauchschmerzen) und Beziehungsschwierigkeiten (z. B. in der Partnerschaft oder am Arbeitsplatz) zu untersuchen und für die Beziehungsschwierigkeiten neue und bessere Lösungen zu finden. In der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie geht es also um Symptome, Krankheitserscheinungen und Beschwerden, die an aktuelle auslösende Umstände geknüpft sind. Deshalb dreht sich das Gespräch in der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie typischerweise auch viel um die gegenwärtigen Beziehungen.

In der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie wird also keineswegs nur über Vergangenheit geredet. Mein Hauptaugenmerk als Therapeut liegt vielmehr darauf, mit der Patientin oder dem Patienten zu erarbeiten, wie die bisherige Lebenserfahrung, wie Wünsche und Befürchtungen in Kontakt zu anderen das eigene Verhalten und Erleben und das eigene Selbstbild beeinflussen und prägen. Dabei achte ich darauf, wie sich die bisherigen Lebenserfahrungen des Patienten und seine möglicherweise vorhandenen Ängste und Schwierigkeiten im Kontakt auch in der Beziehung zum Therapeuten widerspiegeln. Die Beziehung zum Therapeuten funktioniert dann sozusagen als „Beispiel” für andere Beziehungen, und häufig kommt es dazu, dass Schwierigkeiten, die mit anderen Menschen bestehen, auch im Kontakt zum Therapeuten auftauchen. Das ist aber gar nicht schädlich, denn so können Schwierigkeiten ja viel besser bearbeitet werden, als wenn man nur theoretisch darüber spricht, was anderswo passiert.

Zu den hauptsächlichen Interventionsformen des Therapeuten in der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie zählt es, den Patienten bzw. die Patienten darin zu unterstützen, sich selbst besser wahrzunehmen. Dazu gehört vor allem die Fähigkeit, die eigenen Gefühle und Affekte besser wahrzunehmen, zu erkennen und ernst zu nehmen.

Gruppenpsychotherapie

Gruppenpsychotherapie ist die Synthese von Gruppendynamik, psychoanalytischem Vorgehen und Sozialwissenschaft. Gruppenpsychotherapie stellt die Beziehung von seelischen und gesellschaftlichen Verhältnissen, von innerseelischen und interpersonellen Prozessen ins Zentrum.

Gruppenpsychotherapie ist ein differenziertes therapeutisches Instrument mit vielfältigen klinischen und theoretischen Konzepten und Modellen. In therapeutischen Gruppen werden Erscheinungsformen seelischer und sozialer, innerseelischer und interpersoneller Verhältnisse untersucht und therapeutisch nutzbar gemacht. Das Setting der Mehr-Personen-Beziehung als Übertragungsfeld, als Feld für das Wiedererleben vergangener Beziehungserfahrungen und als Raum der Gestaltung neuer sozialer Beziehungen bietet eine Fülle von Möglichkeiten des Erfahrens, des Erkennens und der Veränderung.

Analytische orientierte Gruppenpsychotherapie In der analytisch orientierten Gruppenpsychotherapie werden Übertragungs- und Gegenübertragungsprozesse bearbeitet. Sie betreffen den Therapeuten, die Gruppe als Ganzes, Untergruppen, einzelne Teilnehmerinnen und Teilnehmer, psychosoziale Konfliktmuster und die dazugehörigen psychosozialen Kompromissbildungen. Regression wird bis zu einer mittleren Regressionstiefe gefördert, so dass die aus basalen, frühen Erfahrungen stammenden Anteile der Beziehungen manifest werden und direkt bearbeitet werden können. Gruppenspezifische Abwehrformen, die sich als Widerstände in Gruppennormen und in psychosozialen Kompromißbildungen zeigen, werden angesprochen, geklärt und gedeutet. Die abgeleiteten Konflikte und psychosozialen Kompromißbildungen stellen sich ähnlich wie im Alltag der Teilnehmerinnen und Teilnehmer dar. 

In der Ausbildung eignet sich das Verfahren vorzugsweise für Gruppentherapeutinnen und Gruppentherapeuten, die eine psychoanalytische oder tiefenpsychologische Ausbildung begonnen oder abgeschlossen haben und denen der Umgang mit Regression vertraut ist. Als Therapieverfahren eignet sich die Methode zur Behandlung von Symptomen, psychosomatischen Störungen und Persönlichkeitsstörungen bei Patientinnen und Patienten, die wenig strukturelle Defizite aufweisen, die also über eine reichhaltigere innere Welt verfügen. Es erleichtert aber auch das Verständnis von regressiven Gruppenprozessen im außertherapeutischen sozialen Feld. Das Verfahren ist tiefenpsychologisch fundiert im Sinne der Kassenrichtlinien.

Die psychoanalytisch-interaktionelle Methode wurde für Patientinnen und Patienten mit so genannten strukturellen Störungen entwickelt. Dies sind beispielsweise Patienten, die in der Kinderzeit schwerwiegende Vernachlässigung oder Gewalt und Mißbrauch erleben mussten. Zu diesen Störungen gehören schwere narzißtische und Borderline-Persönlichkeitsstörungen, präpsychotische Störungen, manche psychosomatische Erkrankungen sowie Abhängigkeits- und Suchterkrankungen. Das therapeutische Vorgehen konzentriert sich hier auf normative Regulierungen in der Gruppe und auf die Inszenierung von Übertragungen, in denen sich die strukturelle Psychopathologie direkt abbildet. Psychopathologie und vorbewusste Gruppenprozesse werden zwar psychoanalytisch gesehen und verstanden, die therapeutischen Interventionen sind jedoch am Prinzip emotional authentischen Antwortens orientiert. Das Verfahren ist ebenfalls tiefenpsychologisch fundiert im Sinne der Kassenrichtlinien.dlungsstunden notwendig sein.

Anwendungsfelder

Zu den häufigsten mit Psychotherapie behandelbaren Störungen und Krankheiten zählen:

Depressionen als Reaktion auf belastende Lebensumstände (reaktive Depression / Anpassungsstörung), fortgesetzte, z. T. Monate oder Jahre anhaltende depressive Zustände (Dysthymie), aus unbewußten, inneren Konflikten resultierende, neurotische Depression.

Als Reaktion auf schwere, aktuelle seelische Traumatisierungen (Überfall, schwerer Verkehrsunfall, Naturkatastrophen etc.) kommt es gelegentlich auch zu einer posttraumatischen Belastungsstörung mit allgemeiner Schreckhaftigkeit, Schlafstörung, wiederkehrenden Albträumen etc.

Spezifische Ängste bspw. vor bestimmten Gegenständen oder Tieren (so genannte einfache Phobie), Ängste vor bestimmten Situationen (bspw. im Kaufhaus oder in der Warteschlange, so genannte soziale Phobie), Angsterkrankungen, die mit einer gesteigerten allgemeinen Ängstlichkeit einhergehen (Angststörung) oder mit anfallsartiger Angst von überwältigender Intensität (Panikstörung). Dazu gehören auch die nicht selten Störungen die mit der Angst vor einer Herzerkrankung verbunden sind (Herzangstneurose). Manchmal sind Angststörungen auch mit der Befürchtung verbunden, „verrückt” zu werden. 

Erkrankungen, die dazu führen, dass man bestimmte Handlungen oder bestimmte Gedanken ständig widerholen muss, obwohl man weiß, dass dies im Grunde unsinnig ist, so genannte Zwangserkrankungen. Zwangserkrankungen oder Zwangsstörungen können mit bestimmten ritualisiertem Handlungen verbunden sein (bspw. bestimmte Verrichtungen immer fünfmal oder siebenmal oder immer in einer bestimmten Reihenfolge durchführen zu müssen). Manchmal beziehen sich Zwangsstörungen aber auch auf bestimmte Gedanken, die man sich fortgesetzt machen muss, obwohl man sie für übertrieben oder unsinnig hält (z.B.: wie die Nähte der Kleidung beschaffen sind, oder ob man mit dem Auto einen Unfall verursacht hat, ohne es zu merken). Meistens sind Zwangsstörungen mit Befürchtungen verbunden, etwas Schlimmes könnte passiert sein oder passieren, z.B. man könnte jemanden verletzen oder anstecken, oder jemand könnte sterben, wenn man bestimmte Handlungen unterläßt.

Einen großen Teil der psychogenen Störungen machen die sogenannten Persönlichkeitsstörungen aus, dabei handelt es sich meist um im Charakter fest verwurzelte Erlebens- und Verhaltensweisen, die zum Teil zu erheblichen zwischenmenschlichen Beeinträchtigungen und sozialen Nachteilen führen können. Dazu gehören beispielsweise die narzisstischen Persönlichkeitsstörungen, die mit einer übergroßen Kränkbarkeit in sozialen Beziehungen und den daraus folgen Schwierigkeiten verbunden sind, schizoide Persönlichkeitsstörungen, die mit großem Mißtrauen gegenüber Beziehungen im allgemeinen einhergehen, Borderline-Persönlichkeitsstörungen, die durch hochgradige emotionale Instabilität gekennzeichnet sind (manchmal mit der Neigung verbunden, sich selbst körperlich zu verletzen oder anderweitig Schaden zuzufügen), zwanghafte Persönlichkeitsstörungen, die mit Schwierigkeiten wegen ständigen Zweifeln, Perfektionismus, übertriebener Gewissenhaftigkeit, ständigen Kontrollen, Halsstarrigkeit und übertriebener Vorsicht verbunden sein können. Andere Persönlichkeitsstörungen sind die durch Anspannung und Besorgtheit, Unsicherheit und Minderwertigkeitsgefühle gekennzeichnete ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung und die durch übergroße Trennungsangst, Gefühle von Hilflosigkeit und Inkompetenz und eine in verschiedenen Lebensbereichen auftretende Kraftlosigkeit gekennzeichnete asthenische (abhängige) Persönlichkeitsstörung.